Die Zeit im Krankenhaus vergeht zum Glück auch recht schnell. Mathilda ist jetzt schon vier Tage alt und morgen werden die beiden Schnecken entlassen und ich darf sie um Halbelf abholen. Für mich heißt das: zwei Wochen frei und vermutlich auch schlaflose Nächte. Die Kleine ist wohl recht nachtaktiv, wie mir Nadin gestehen musste. Letzte Nacht war leider nur eine Stunde Schlaf drin.
Ich kenne sie nur ganz lieb, wie man auch auf den Fotos sehen kann. Und gesund und munter ist sie auch. Und sie wird jeden Tag schöner: Ganz die Mutter. Sie hat sogar Nadins Grübchen. Da werd‘ ich wohl aufpassen müssen ;) Alle wollen Mathildas Mund küssen. Gibt’s nicht!
Auch als am Samstag die ganze Omas und Opas da waren, hat sich das Schneckenkind von seiner besten Seite gezeigt. Und auch die Ines war gestern ganz begeistert. Heute Abend wird Pasi Patenonkel erstmals seinen Senf abgeben können. Da bin ich ja mal gespannt, ob er sich traut, Mathilda auf den Arm zu nehmen – im wörtlichen Sinne…
Langsam aber sicher werden wir richtige Eltern. Nadin stillt unseren Suffi – das funktioniert jetzt schon ganz gut – und ich wickle unsere Kackeprinzessin, wenn ich gerade da bin. Funktioniert auch. Und ist weniger eklig, als ich dachte.
Wie das alles aussieht, zeigt die folgende Bildgalerie. Und so hört sich’s manchmal an:
Chronologie der Ereignisse:
Am Vorabend haben wir noch schön bei Chrische und Nadine in der Küche gesessen – an gleicher Stelle wie neun Monate zuvor auch schon – bei Chrisches Geburtstag » Das hätte uns wohl schon stutzig machen sollen…
Kurz nach Mitternacht sind wir dann ins Bettchen. Ich bin dann um Halbdrei von irgendeinem Geräusch aufgewacht. Zu diesem Zeitpunkt war Nadin aber schon anderthalb Stunden wach und hat sich mit irgendwas rumgeplagt, was sie vorher noch nicht hatte. Immer lässig bleiben. „Wachstumsschmerzen“ kommen und gehen, dacht ich mir so. Erstmal ne Badewanne für Nadin volllaufen lassen und gucken, was passiert.
So lässig, dass ich hätte weiterschlafen können, war ich dann aber doch nicht. Und die Wehen ließen sich über kurz oder lang auch nicht mehr leugnen und waren auch schon recht intensiv – ca. alle vier/fünf Minuten. Also dann doch lieber ab ins Krankenhaus. Da war es dann etwa 5.00 Uhr.
Die diensthabende Hebamme hat Nadin dann erstmal eine halbe Stunde ans CTG angeschlossen, um die Herztöne von Mathilda und die Wehentätigkeit zu messen. Alles ganz ordentlich. Eine tiefergehende Untersuchung hat dann gezeigt: Muttermund weich und drei Zentimeter geöffnet: bestens!
Eine Stunde später – nach einer Dusche und drei Schritten auf- und ablaufen – wurden wir dann bereits in den Kreißsaal verfrachtet. Und dann begann das Leiden. Nadin wurde im Laufe der Zeit immer noch ein wenig lauter, wenn eine Wehe kam und ich wurde immer hilfloser und müder. Man war ich müde! Aber damit hatte ich wohl das kleinere Problem von den anwesenden Personen.
Die Hebamme war entspannt: der Muttermund öffnete sich mehr und mehr und alles deutete darauf hin, dass das Kind im Laufe de Vormittag kommen würde. So ein Vormittag ist lang! Um Acht habe ich das erstemal geheult. Das heißt, da konnte ich es erstmal nicht aufhalten. Die Tränen standen mir schon länger in den Augen. Nadin tat mir so leid.
Aber da nicht mal Nadin geweint hat, habe ich mich dann auch mal wieder zusammengerissen und die Kleene immer schön mit Wasser versorgt und die Hand gestreichelt. Mehr konnte ich ja auch nicht tun…
Die Zeit verging, es war schon fast 10 Uhr, der Muttermund war komplett geöffnet, das Kind hätte kommen können… Tat es aber nicht. Nadin musste sich trotz größter Schmerzen hinstellen, damit Mathilda mal etwas die Erdanziehungskraft ausnutzen kann. Nutzte aber nichts!
„Ich hole mal eine Kollegin, die soll sich das auch mal angucken“, sagte unsere Hebamme Sabine Linow schließlich, nachdem sie Muttermund und Stellung des Köpfchens ein weiteres mal untersucht hatte, und war weg. Und mir wurde schon ein wenig schlecht bei diesen Worten. „Ja, sehe ich genau wie du“, sagte fünf Minuten später die Kollegin: „Ich rufe mal den Oberarzt an!“ Und mir wurde richtig schlecht, Hier stimmte irgendetwas nicht und mir gingen Gedanken von unterbrochener Atmungsaktivität, von der Nabelschnur erdrosselten Babies etc. durch den Kopf. Bloß nicht heulen!
Und dann ging alles ganz schnell: Oberarzt kommt, tastet und erklärt: die Stellung von Mathildas Kopf lässt eine Geburt auf natürlichem Weg nicht zu, ergo: Kaiserschnitt. Zackzack OP-Vorbereitung, ich zieh mich um, Nadin wird per PDA örtlich betäubt und ich sitze neben ihr und halte ihre Hand und wir können uns unterhalten und sogar Späße machen mit dem Anästhesisten. Schmerzen hat Nadin seit Vergabe eines wehenhemmenden Mittels zum Glück keine mehr.
10.24 Uhr wird uns die kleine Mathilda Kaj Hille vor die Nase gehalten!
..und gleich wieder entführt in den Nachbarraum, wo der Kinderarzt die erste Untersuchung durchführt. Alles bestens:
3.660 Gramm
49 Zentimeter Länge
34 Zentimeter Kopfumfang
und quitschfidel!
Nadin war leider an ihr OP-Bett gekettet, so dass ich immer hin- und hergependelt bin. Kleine Angucken und Betasten – Nadin erzählen, wie Mathilda aussieht und sich anfühlt.
Mal wieder einer neuer Termin bei Nadins Frauenärztin – vielleicht ja der letzte. Die Mathilda ist ne echte Streberin. Zehn von zehn Punkten. Die Kleene wächst, sitzt schon richtig im Becken und fühlt sich pudelwohl. Und auch das Herz schlägt kräftig:
Da hat sich das Diktiergerät, dass ich mir zum Weihnachtsgeschenk gemacht habe, schonmal gelohnt. Im Kreissaal hab ich dann in der linken Hand das Diktiergerät, in der Rechten den Fotoapparat und die Videokamera steht auf dem Stativ ;) Da wird sich die Nadin freuen… Und wenn ich all das dann hier im Internet veröffentliche, dann noch mehr…
Nadin freut sich auch, dass sie zu Wehnachten nicht so reinhauen muss. All das fettige Zeug ist nämlich nicht so toll. Diese Erfahrung durfte sie schon letzten Sonntag machen, nachdem wir lecker Gänsekeulen gegessen hatten. Die waren nämlich ordentlich fettig und damit ist ihr Magen-Darm-Trakt gar nicht klargekommen. Haben wir schon gedacht: Jetzt gehts los. Fehlalarm!
Die Ärztin meinte, dass wäre normal und ließe sich vermeiden. Mahlzeiten, die die Verdauung zu sehr anregen oder reizen, könnten aber durchaus den Geburtsvorgang auslösen. Und das wollen wir ja noch nicht. Ab 1.1. können wir dann schlemmen, saufen, treppensteigen…
Schlawiner, Räuber, Kleine Hexen und böse Wölfe unter sich…